Pentacon 30mm F/3.5 Test

Heute möchte ich euch das Pentacon 30mm F/3.5 vorstellen. Es handelt sich hierbei um ein Objektiv mit 5 Linsen und 10 Blendenlammelen für den M42 Anschluss. Das Pentacon 30mm F/3.5 ist meines Wissens baugleich mit der letzten Version des Meyer-Optik Görlitz Lydith 30mm F/3.5. Als Meyer-Optik im Pentacon Kombinat aufging, wurde das Objektiv einfach umbenannt. Abgelöst wurde das Pentacon 30mm F/3.5 dann später durch das Pentacon 29mm F/2.8 (Test folgt in Kürze). Ich habe zwei Exemplare des Pentacon 30mm F/3.5 getestet, beide zeigen ein sehr ähnliches Verhalten.

Pentacon 30mm F/3.5 an der OM-D E-M10

Ich habe die Schärfe des Objektivs, die Qualität des Bokehs und seine Eignung für Videoaufnahmen getestet. Außerdem habe ich geprüft, ob es Probleme mit Flares oder Überstrahlungen hat.

Wer keine Lust zum Lesen hat, findet bei Youtube eine Videoversion dieses Tests.

Ich benutze das Pentacon 30mm F/3.5 mit einem M42 zu Micro Four Thirds Adapter an der Olympus OM-D E-M10.

Technische Daten des Pentacon 30mm F/3.5

Hersteller: Pentacon
Anschluss: M42
Brennweite: 30mm
Blende: 3.5 – 22 (stufenlos)
Anzahl Blendenlammelen: 10
Länge: ca. 45mm
Durchmesser: ca. 52mm
Gewicht: ca. 183g

Verarbeitung

Das Pentacon 30mm F/3.5 besteht vollständig aus Metall und Glas. Es ist relativ kompakt, Fokus- und Blendenring sind trotzdem halbwegs griffig und haben einen guten Widerstand.

Pentacon 30mm F/3.5
Pentacon 30mm F/3.5

Wie scharf ist das Pentacon 30mm F/3.5?

Zum Testverfahren: Bei dem Thema Schärfe /Auflösung und alten adaptieren Objektiven scheiden sich die Geister. Die Einen sind der Meinung, die alten Objektive könnten mit modernen Digitalobjektiven nicht mithalten und es sei deshalb unsinnig sie zu benutzen. Die Anderen vertreten den Standpunkt, dass die Schärfe der meisten Objektive völlig ausreichend ist und ein gutes oder schlechtes Foto in der Regel nicht durch die Schärfe des Objektivs entschieden wird. Die Wahrheit scheint mir in der Mitte zu liefen. Dass ein Objektiv in theoretischen Tests etwas schärfer ist als ein anderes, dürfe ich den meisten echten Fotos nicht zu sehen sein. Auf der anderen Seite gibt es Bilder, in denen sich eine bessere Schärfe durchaus bemerkbar macht. Ich versuche daher, die Schärfe der Objektive in einer realitätsnahen Situation zu testen: der Lesbarkeit von Schrift und der Erkennbarkeit feiner Details (Haare).

Alle Fotos werden mit einer Olympus OM-D E-M10 gemacht. Die Kamera befindet sich auf einem Stativ, der Bildstabilisator ist ausgeschaltet, die Anti-Schock Funktion eingeschaltet und die Bilder werden mit dem Selbstauslöser gemacht, um Drittfaktoren, welche das Ergebnis beeinflussen könnten, zu minimieren. Des Weiteren werden für jede Blende drei Fotos für die Bildmitte und drei für den Bildrand gemacht, wobei jeweils neu fokussiert wird. Ich wähle danach je das schärfste Bild aus, damit Fokusfehler eine möglichst geringe Rolle spielen.

Als Vergleichsobjektiv dient,  je nach Brennweite, ein Zuiko Digital ED 14-42mm F3.5-5.6 oder ein Panasonic Lumix 45-200mm F/4-0-5.6. Das Zuiko Digital ED 14-42mm F3.5-5.6  ist für ein Standardzoom relativ scharf. Das Panasonic Lumix 45-200mm F/4-0-5.6 gehört unter dem M43-Objektiven zwar zu den schwächeren, liefert aber im Vergleich zu den Einsteigertelezooms anderer Systeme immer noch gute Ergebnisse. Ein Objektiv, welches sich in Sachen Schärfe mit diesen beiden messen kann, ist also definitiv auch heute noch verwendbar. Je nach Bedarf wird ggf. noch ein weiteres Vergleichsobjektiv hinzugezogen.

Da mein bevorzugter RAW-Converter (DxO Optics Pro) die OM-D E-M10 noch nicht unterstützt, wurden für diesen Testbericht ausnahmesweise out-of-camera JPGs verwendet.

Pentacon 30mm F/3.5 @ Blende 5.6 - Bildmitte; 100% Crop JPG-Qualität 100
Pentacon 30mm F/3.5 @ Blende 5.6 – Bildmitte; 100% Crop JPG-Qualität 100
Zuiko 14 - 42mm @ 30mm, Blende 5.6 - Bildmitte; 100% Crop JPG-Qualität 100
Zuiko 14 – 42mm @ 30mm, Blende 5.6 – Bildmitte; 100% Crop JPG-Qualität 100
Pentacon 30mm F/3.5 @ Blende 5.6 - Bildrand; 100% Crop JPG-Qualität 100
Pentacon @ Blende 5.6 – Bildrand; 100% Crop JPG-Qualität 100
Zuiko 14 - 42mm @ 30mm, Blende 5.6 - Bildrand; 100% Crop JPG-Qualität 100
Zuiko 14 – 42mm @ 30mm, Blende 5.6 – Bildrand; 100% Crop JPG-Qualität 100
Pentacon 30mm F/3.5 @ Blende 8 - Bildmitte; 100% Crop JPG-Qualität 100
Pentacon @ Blende 8 – Bildmitte; 100% Crop JPG-Qualität 100
Zuiko 14 - 42mm @ 30mm, Blende 8 - Bildmitte; 100% Crop JPG-Qualität 100
Zuiko 14 – 42mm @ 30mm, Blende 8 – Bildmitte; 100% Crop JPG-Qualität 100
Pentacon 30mm F/3.5 @ Blende 8 - Bildrand; 100% Crop JPG-Qualität 100
Pentacon @ Blende 8 – Bildrand; 100% Crop JPG-Qualität 100
Zuiko 14 - 42mm @ 30mm, Blende 8 - Bildrand; 100% Crop JPG-Qualität 100
Zuiko 14 – 42mm @ 30mm, Blende 8 – Bildrand; 100% Crop JPG-Qualität 100

Bei Blende 5.6 und Blende 8 ist das Pentacon 30mm F/3.5 dem Zuiko 14 – 42mm durchaus ebenbürtig. Am Rand ist das Zuiko minimal schärfer, dafür hat das Pentacon 30mm F/3.5 in der Bildmitte einen leichten Vorteil. Da die Offenblende des Zuiko bei 30mm 5.1 beträgt, ist hier kein Vergleich möglich. Das Pentacon 30mm F/3.5 ist bei Blende 3.5 aber deutlich weicher als bei Blende 5.6.

Pentacon 30mm F/3.5 @ Blende 3.5 - Bildmitte; 100% Crop JPG-Qualität 100
Pentacon 30mm F/3.5 @ Blende 3.5 – Bildmitte; 100% Crop JPG-Qualität 100
Pentacon 30mm F/3.5 @ Blende 3.5 - Bildrand; 100% Crop JPG-Qualität 100
Pentacon 30mm F/3.5 @ Blende 3.5 – Bildrand; 100% Crop JPG-Qualität 100

Einen Schärfevergleich des Pentacon 30mm mit dem Pentacon 2.8/29 habe ich ebenfalls hier im Blog und auf Youtube gepostet.

Blende und Bokeh des Pentacon 30mm F/3.5

Das Pentacon 30mm F/3.5 verfügt über 10 Blendenlammen, was ein rundes Bokeh erwarten lässt. Die Blende lässt sich stufenlos verstellen. Das Pentacon 30mm F/3.5 ist daher besonders für Videos geeignet, da sich Veränderungen der Schärfentiefe über die Blende als filmerisches Mittel einsetzen lassen. Ein Beispiel dieses Effekts seht ihr im Testvideo.

Da die Schönheit des Bokehs eine sehr subjektive Einschätzung ist, möchte ich diese nicht kommentieren, sondern zeige euch lieber einige Beispielbilder.

Pentacon 30mm F/3.5 @ Blende 3.5
Pentacon 30mm F/3.5 @ Blende 3.5
Pentacon 30mm F/3.5 @ Blende 5.6
Pentacon 30mm F/3.5 @ Blende 5.6
Pentacon 30mm F/3.5 @ Blende 11
Pentacon 30mm F/3.5 @ Blende 11
Pentacon 30mm F/3.5 @ Blende 3.5
Pentacon 30mm F/3.5 @ Blende 3.5
Pentacon 30mm F/3.5 @ Blende 5.6
Pentacon 30mm F/3.5 @ Blende 5.6
Pentacon 30mm F/3.5 @ Blende 11
Pentacon 30mm F/3.5 @ Blende 11

Flares

Angesichts des Alters des Pentacon 30mm F/3.5 und der Tatsache, dass es zumindest nicht als „Multicoated“ beworben wird, ist das Flare Verhalten des Objektivs erstaunlich gut! Wird eine Lichtquelle in der Bildecke positioniert, kommt es zu Lichtstrahlen, aber weder zu einem Farbschimmer noch zu störenden Lichtflecken. Alle Testbilder habe ich ohne Gegenlichblende erstellt.

Flare Test bei Blende 3.5
Flare Test bei Blende 3.5
Flare Test bei Blende 11
Flare Test bei Blende 11

Überstrahlung / Ghosting

Bei Offenblende kommt es bei hellen, metallischen Flächen zu leichtem Ghosting. Da Offenblende bei dem Pentacon 30mm jedoch F/3.5 bedeutet, ist dies ziemlich schwach.

Ghosting bei Blende 3.5
Ghosting bei Blende 3.5
Ghosting bei Blende 3.5
Ghosting bei Blende 3.5

Chromatische Aberationen

Auch bei dem Härtetest, Äste vor hellem Himmel, zeigt das Pentacon 30mm F/3.5 praktisch keine Chromatischen Aberationen. Es ist also ausgezeichnet korrigiert.

Test auf chromatische Aberrationen, Blende 3.5, 100% Crop
Test auf chromatische Aberrationen, Blende 3.5, 100% Crop

Mein Fazit zum Pentacon 30mm F/3.5

Das Pentacon 30mm F/3.5 zeigt bei Fotos eine passable Leistung. Die Schärfe ist einerseits in Ordnung, Flares und Chromatische Aberationen stören nicht. Allerdings gibt es auch keine besonderen Argumente dafür, das Pentacon 30mm F/3.5 anderen Objektiven vorzuziehen. Es ist nicht besonders lichtstark und die Schärfe ist andererseits auch nichts Besonderes. Der einzigeGrund der wirklich für das Pentacon 30mm F/3.5 spricht ist das Bokeh. Dieses ist objektiv durch die zehn Blendenlammelen sehr rund und zumindest mir gefällt es subjektiv auch.

Seine Stärke entfaltet das Pentacon 30mm F/3.5 bei Videos. Die Schärfe ist für die 2 Millionen Megapixel eines Full-HD Videos mehr als ausreichend und die stufenlose Blende ist hier ein großes Plus. Wer also nach einem günstigen Videoobjektiv sucht, sollte sich das Pentacon 30mm F/3.5 definitv ansehen!

Das Pentacon 30mm F/3.5 gibt es relativ günstig bei Ebay.

Zum Anschluss an moderne Digitalkameras wird ein M42 Adapter benötigt. Diese gibt es für fast alle Kameras bei Ebay und bei Amazon.

Zum Schluss noch zwei 100% Crops als Beispielbilder:

Pentacon 30mm F/3.5 @ Blende 5.6, 100% Crop
Pentacon 30mm F/3.5 @ Blende 5.6, 100% Crop
Pentacon 30mm F/3.5 @ Blende 5.6, 100% Crop
Pentacon 30mm F/3.5 @ Blende 5.6, 100% Crop

4 Gedanken zu „Pentacon 30mm F/3.5 Test

  1. Thanks for this interesting review.. I have an Exacta vx 1000 camera ( 50mm Tessar f2.8 )and have just purchased a30 mm Pentacon lens to use with it.. It will hopefully give me some good results… I use a x-pro 2 digital camera and could adapt it for use. with the Pentacon but I prefer Konica lenses for this particularly the 40 mm F1.8 .

  2. Hallo Jan,

    ein sehr guter Testbericht, mein Kompliment! Ich bin wirklich froh ihn gefunden zu haben, denn ich war eben fast soweit bei Ebay zuzuschlagen. Ich fotografiere u.a. auch mit Olympus Kameras, momentan bevorzugt mit meiner Neuanschaffung „Olympus OM-D e-m10 mark iii“ (furchtbarer Name!). Daneben habe ich auch noch einige PEN-Modelle, Dein Test kam also wie gerufen.

    Nach dem Durchlesen des Tests und dem Anschauen der Vergleichsaufnahmen sehe ich allerdings davon ab es mir zu kaufen. Das Bokeh überzeugt mich auch nicht sonderlich. Den Nachfolger Pentacon 29mm f2.8 habe ich schon, ich bin aber noch nicht dazu gekommen es zu testen. Ich schätze mal die Leistung wird ähnlich sein wie beim Lydith.

    Wonach ich immer suche sind Objektive mit schönem Bokeh, hättest Du da einen erschwinglichen Tip parat?

    Freundliche Grüße
    Dieter R.

  3. Danke erstmal für den interessanten Test. Da die Pentacon 30mm f3.5 aka Meyer Görlith 30mm f3.5 Lydith (beide optisch gleich) aber zu meinen Lieblingsobjektiven gehört, muss ich mal die Gegensicht in die Diskussion werfen. Ich benutze sie auf einem APS-C Crop-Sensor, kriege also eventuelle Schwächen an den Rändern nicht mit. Das Objektiv ist nicht lichtstark, und man sollte sogar weiter auf f5.6 oder f8 abblenden (optimale Abbildungsleistung angeblich sogar f11), aber wenn die Bedingungen stimmen, liefert es wunderschöne Bilder. Bei Portraits gehen die Hauttöne butterweich ineinander über, wirklich schön. Das Lydith ist eine Portraitlinse. Das Farbrendering finde ich einfach Hammer, das Bokeh ist auch nice (Vintage Style aber dezent), wegen der 10 Blendenlamellen. Der Clou ist halt, was die Görlitzer aus 5 Linsen rausgeholt haben. Es war ihre letzte Entwicklung, bevor Meyer Görlitz ins Pentacon Kombinat einsortiert wurde (Zeiss und Görlitz waren ja viele Jahrzehnte erbitterte Konkurrenten, sogar noch nach 1945, bis die Planwirtschaft dem ein Ende gemacht hat). Es scheint was dran zu sein, dass weniger optische Elemente tendenziell besseren Mikrokontrast liefern können. Das ist ja eine heiße Debatte im Netz. Ich kann nur sagen, dass einige meiner schönsten Bilder mit dem Pentacon 30mm 3.5 bzw. dem Lydith entstanden sind mit einem fantastischen Bildeindruck. Ich habe damit neulich eine sonnige Gartenparty abgelichtet, mit tollem Feedback von fotografisch gänzlich uninteressierten Leuten. Es handelt sich eben um einen 60 Jahre alten Oldtimer (Release um 1960 meine ich mich zu erinnern), den man nur bei Sonnenschein ausfährt. Umgekehrt habe ich neulich einen ebenfalls sonnigen Event mit meiner 420€ Fujinon 23mm f2.0 aufgenommen, und fand die Bilder des Lydith im Vergleich deutlich ansprechender. Kommt es letztlich nicht darauf an?

    Gruß
    Alex

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